deutsche Version

"Postscriptum" (2005)

Fünf Stücke für Saxophon(e), Ensemble & Computer



"Postscriptum", das als Auftragswerk des "ensemble für neue musik zürich" und für Raphael Camenisch, dem das Stück gewidmet ist, entstand, besteht aus 5 kurzen Stücken. Ein jedes hat seine eigene etüdenartige Aufgabenstellung.

I - Preludium oder: InSchrift

Das erste, inspiriert von einem anonymen, mit Bleistift an die Wände des damals baustellenartigen Festspielhauses Dresden-Hellerau gekritzelten Text, beschäftigt sich mit verschiedenen Arten der Texttranskription: Schreibrhythmen, die Buchstabenfigur als Spatialisationsgeste, Utopie des sprechenden Instrumentalspiels, instrumentale Synthese von Sprachanalysen usw.

II - Another Study in Ancient Harmony oder: Aimez-vous Brahms?

Das zweite Stück ist eine harmonische Studie, die sich in einem bestimmten mikrotonalen Klang und dessen feinen Rückungen festbeißt. Grundidee dabei ist, daß sich die reine Quart (Verhältnis 3:4) beinahe fehlerlos in drei um einen Sechstelton "zu kleine" große Sekundschritte (Verhältnis 10:11) teilen läßt. Um diese Harmonik auszukosten, sind die Violine und das Violoncello umgestimmt und spielen hauptsächlich leere Saiten und Naturflageolets.

III - Interludium

Das dritte Stück präsentiert Ausschnitte des bereits zu Beginn benutzen, dort jedoch noch stark verfremdeten obskuren Wandtexts.

IV - Loop Study oder: Message errante

Das vierte Stück basiert auf verschiedenen Looptechniken. Dabei werden Teile des Gespielten immer wieder neu "geschnitten" und miteinander kombiniert, so daß mit der Zeit die vielstimmigen Modelle erkennbar werden, die Ausgangspunkt der Komposition waren. Durch diese unregelmäßig repetitiven Klanglandschaften irrt eine unverstandene rhythmische Botschaft.

V - Postludium oder: Noch ein Wiegenlied

Das letzte Stück greift den Schluß des anonymen Wandtextes auf, der zunächst im Dokumentarton erscheint und durch quasi unendliches analoges Kopieren (letztendlich ja auch eine Art des Transkribierens) im Rauschen verschwindet. Gleichzeitig ertönt eine skurile Berceuse, gleichermaßen Hommage an Grisey und an meine kleine Tochter und ihre zahlreichen, am Ende dann doch immer erfolgreichen Einschlafversuche. Die formale und rhythmische Struktur ist von leiernden Kassettenrekordern, springenden CD-Spielern, Maschinen, denen der Strom abgestellt wird, und anderem mehr inspiriert.

Postscriptum